Überreizung

Was bedeutet das eigentlich?

Definition

Überreizung beschreibt einen Zustand, in dem das Nervensystem durch eine Vielzahl sensorischer, emotionaler oder kognitiver Reize überlastet wird. Sie tritt auf, wenn die aufgenommenen Reize die Verarbeitungs- und Bewältigungsfähigkeiten einer Person übersteigen, was zu einer erhöhten Anspannung und einem Gefühl der Überforderung führt. Überreizung kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter laute Geräusche, grelles Licht, intensive Gerüche, starker sozialer Kontakt oder emotionaler Stress. Das Gehirn und der Körper reagieren auf diese Überstimulation mit Stresssymptomen, um eine Anpassung an die Reizintensität zu ermöglichen.

Überreizung

Die Symptome von Überreizung sind sowohl physisch als auch psychisch und können sich individuell unterschiedlich äußern. Zu den häufigsten physischen Anzeichen gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Magenbeschwerden und Muskelverspannungen. Psychisch können Betroffene Reizbarkeit, Unruhe, Nervosität, Angst, Konzentrationsschwierigkeiten und ein starkes Bedürfnis nach Rückzug verspüren. Dieser Zustand der Überforderung kann auch dazu führen, dass Menschen sich in ihrer eigenen Haut unwohl fühlen und nicht in der Lage sind, klare Gedanken zu fassen.

Überreizung kann bei jedem auftreten, ist jedoch besonders häufig in unserer modernen, reizüberfluteten Welt. Die ständige Verfügbarkeit digitaler Medien, hohe Arbeitsanforderungen, Lärm in städtischen Umgebungen und soziale Interaktionen in großen Mengen erhöhen das Risiko, dass das Nervensystem überlastet wird. Besonders Menschen, die sehr empfindlich auf ihre Umwelt reagieren, wie hochsensitive Menschen, erleben diesen Zustand oft intensiver und häufiger.

Bezug zur Hochsensibilität

Hochsensible Personen (HSP) sind besonders anfällig für Überreizung, da sie eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber sensorischen und emotionalen Reizen besitzen. HSP nehmen ihre Umgebung intensiver wahr und verarbeiten Informationen gründlicher, was dazu führen kann, dass sie schneller überlastet sind. Sie reagieren stark auf Lärm, grelles Licht, starke Gerüche, Menschenmengen und sogar subtile emotionale Stimmungen anderer Menschen. Aufgrund dieser intensiven Wahrnehmung fällt es HSP häufig schwer, Reize auszublenden oder zu filtern, was zu einer schnellen Überreizung des Nervensystems führt.

Die Gefahr der Überreizung für HSP liegt darin, dass sie nicht nur physisch, sondern auch emotional erschöpft werden können. Viele HSP sind von Natur aus empathisch und nehmen die Stimmungen und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen stark wahr, was zusätzlich zu ihrer eigenen Reizverarbeitung hinzukommt. Daher ist es für HSP besonders wichtig, bewusst mit ihrer Umgebung umzugehen, Reizquellen zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sich vor Überreizung zu schützen.

Unterschiede zu anderen Zuständen:

Überreizung ist von Zuständen wie Reizüberflutung und Reizempfindlichkeit abzugrenzen. Während Reizüberflutung sich auf eine unmittelbare und kurzfristige Überwältigung durch zu viele Reize bezieht, beschreibt Überreizung eher einen andauernden Zustand der Reizüberlastung. Reizempfindlichkeit hingegen ist eine grundsätzliche erhöhte Sensibilität gegenüber Reizen, die nicht zwangsläufig zu Überreizung führen muss, aber das Risiko dafür erhöht.

Im Alltag

Um Überreizung zu vermeiden oder zu bewältigen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:

  • Umgebungsgestaltung: Schaffe eine Umgebung, die möglichst reizarm ist. Nutze geräuschdämpfende Materialien, dämpfe Lichtquellen und reduziere visuelle Ablenkungen.
  • Zeitmanagement: Plane deine Tagesabläufe so, dass du genügend Zeit für Ruhe und Erholung hast. Vermeide es, zu viele anspruchsvolle Aktivitäten in kurzen Zeiträumen zu absolvieren.
  • Achtsamkeit und Entspannungstechniken: Praktiziere regelmäßig Achtsamkeit, Meditation oder Atemübungen, um im Moment präsent zu bleiben und Überreizung frühzeitig zu erkennen.
  • Selbstfürsorge: Pflege regelmäßige Selbstfürsorge-Routinen, um deine Energie aufrechtzuerhalten. Dazu gehören ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.

Tipps für den Alltag:

  • Pausen einlegen: Plane regelmäßige Pausen ein, um dich von sensorischen Reizen zu erholen. Nutze diese Zeit für ruhige, entspannende Aktivitäten.
  • Grenzen setzen: Lerne, „Nein“ zu sagen und deine eigenen Bedürfnisse zu priorisieren. Schaffe dir Zeiten der Ruhe und des Alleinseins, um dich zu regenerieren.
  • Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden, Familie oder einem Coach über deine Erfahrungen mit Überreizung und lass dir helfen, Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.
  • Kreative Auszeiten: Nutze kreative Aktivitäten, um dich zu entspannen und deine Sinne zu beruhigen. Dies kann Malen, Musizieren, Schreiben oder einfach das Genießen der Natur sein.

Überreizung ist ein ernstzunehmender Zustand, der das tägliche Leben und das allgemeine Wohlbefinden stark beeinträchtigen kann. Durch das Erkennen der Anzeichen und die Anwendung geeigneter Bewältigungsstrategien können Betroffene lernen, besser mit Überreizung umzugehen und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Für hochsensible Personen ist es besonders wichtig, ihre Empfindlichkeiten zu managen und ein ausgeglichenes, erfülltes Leben zu führen.