Überforderung
Was bedeutet das eigentlich?Definition
Überforderung beschreibt einen Zustand, in dem die Anforderungen und Belastungen des Alltags die eigenen Ressourcen, Fähigkeiten und Bewältigungsstrategien übersteigen. Dieser Zustand tritt auf, wenn man mit zu vielen Aufgaben, Verantwortungen oder Reizen konfrontiert ist und das Gefühl hat, ihnen nicht mehr gerecht werden zu können. Überforderung kann sowohl physisch als auch psychisch sein und äußert sich in Symptomen wie anhaltendem Stress, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität, Schlafstörungen und Gereiztheit. Wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält, kann er zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Burnout, Depressionen oder körperlichen Erkrankungen führen.
Die Ursachen für Überforderung sind vielfältig und können in unterschiedlichen Lebensbereichen auftreten – sei es im Beruf, im Privatleben, in sozialen Beziehungen oder durch die Summe alltäglicher Verpflichtungen. Im Arbeitskontext entsteht Überforderung häufig durch Zeitdruck, ein hohes Arbeitspensum, mangelnde Pausen oder unklare Erwartungen. Im persönlichen Umfeld kann der ständige Versuch, allen Anforderungen gerecht zu werden, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder in der Freizeit, zu einer dauerhaften Überlastung führen.
Ein zentraler Aspekt der Überforderung ist, dass sie nicht nur durch äußere Umstände, sondern auch durch innere Überzeugungen und Erwartungen entsteht. Menschen mit einem ausgeprägten Perfektionismus, einem starken Verantwortungsbewusstsein oder dem Bedürfnis, es allen recht machen zu wollen, setzen sich selbst oft hohen Druck aus und überfordern sich dadurch.
Bezug zur Hochsensibilität
Hochsensible Personen (HSP) sind besonders anfällig für Überforderung, da sie ihre Umgebung intensiver wahrnehmen und verarbeiten. HSP nehmen nicht nur sensorische Reize wie Geräusche, Licht und Gerüche stärker wahr, sondern auch emotionale Stimmungen und zwischenmenschliche Dynamiken. Diese erhöhte Sensibilität führt dazu, dass sie schneller von äußeren Reizen und Anforderungen überlastet werden können. Ein stressiger Arbeitstag, eine laute Umgebung oder viele soziale Interaktionen können HSP daher schneller an ihre Belastungsgrenze bringen.
Zudem neigen HSP dazu, hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen und ein starkes Bedürfnis nach Harmonie und Sinnhaftigkeit zu haben. Sie setzen sich häufig intensiv für andere ein und haben das Bedürfnis, alle Erwartungen zu erfüllen, sei es im beruflichen oder privaten Kontext. Diese Kombination aus hoher Reizverarbeitung und dem Drang, alles perfekt machen zu wollen, kann dazu führen, dass HSP sich schneller überfordert fühlen als andere Menschen.
Die Gefahr der Überforderung besteht bei HSP auch darin, dass sie dazu neigen, Anzeichen von Überlastung lange zu ignorieren, um ihre Aufgaben zu bewältigen. Da sie oft sensibel auf die Bedürfnisse und Gefühle anderer reagieren, fällt es ihnen schwer, „Nein“ zu sagen oder Grenzen zu setzen. Dies führt nicht selten zu einem Zustand ständiger Anspannung, der auf Dauer gesundheitliche Folgen haben kann.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit Unterforderung:
- Gemeinsamkeiten: Sowohl Überforderung als auch Unterforderung können zu Stress, Unzufriedenheit und gesundheitlichen Problemen führen. Beide Zustände beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Lebensqualität, wenn sie über längere Zeit anhalten.
- Unterschiede: Während Überforderung durch ein Zuviel an Anforderungen entsteht, ist Unterforderung das Resultat eines Mangels an Herausforderungen. Überforderung führt zu einem Gefühl der Überlastung, Hilflosigkeit und Erschöpfung, während Unterforderung Langeweile, Frustration und inneren Rückzug hervorruft.
Im Alltag
Die Bewältigung von Überforderung erfordert bewusste Maßnahmen, um die eigenen Grenzen zu erkennen und für ausreichende Erholungsphasen zu sorgen:
- Prioritäten setzen: Lerne, Aufgaben zu priorisieren und den Fokus auf das Wesentliche zu legen. Erstelle Listen, um den Überblick zu behalten, und arbeite nacheinander an den wichtigsten Aufgaben.
- Grenzen setzen: Sei dir deiner eigenen Grenzen bewusst und lerne, „Nein“ zu sagen. Lege fest, welche Aufgaben du übernehmen kannst und welche du ablehnen musst, um dich nicht zu überlasten.
- Pausen einlegen: Plane regelmäßige Pausen in deinen Alltag ein, um dich körperlich und geistig zu erholen. Kurze Auszeiten, in denen du dich zurückziehen und entspannen kannst, sind entscheidend, um den Akku wieder aufzuladen.
- Selbstfürsorge: Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Selbstfürsorge stärkt die Widerstandskraft gegenüber Stress und hilft, das Gleichgewicht zu bewahren.
Tipps für den Alltag:
- Achtsamkeit: Praktiziere Achtsamkeit, um deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle besser wahrzunehmen. Achtsamkeitstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und im Moment zu bleiben.
- Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden, Familie oder einem Coach über deine Überforderung. Ein unterstützendes Umfeld kann dir helfen, deine Herausforderungen zu meistern und neue Perspektiven zu gewinnen.
- Arbeitsteilung: Wenn möglich, delegiere Aufgaben und arbeite im Team, um die Last zu verteilen. Du musst nicht alles allein bewältigen – es ist okay, um Hilfe zu bitten.
- Realistische Erwartungen: Setze dir realistische Ziele und Erwartungen. Perfektionismus kann dazu führen, dass du dich selbst überforderst. Akzeptiere, dass nicht alles perfekt sein muss, und sei nachsichtig mit dir selbst.
Überforderung ist ein Zustand, der ernst genommen werden sollte, da er das Wohlbefinden und die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen kann. Besonders für hochsensible Personen ist es wichtig, sich ihrer eigenen Grenzen bewusst zu sein und aktiv Strategien zu entwickeln, um Überlastung zu vermeiden. Mit bewusstem Selbstmanagement, gezielter Selbstfürsorge und klarer Kommunikation können Betroffene lernen, besser mit den Anforderungen des Alltags umzugehen und ein ausgeglichenes, erfülltes Leben zu führen.