Wenn wir an die Weihnachtszeit denken, wünschen wir uns meistens diese heimeligen und besinnlichen Momente für uns allein oder mit unseren Liebsten. Doch die Realität sieht oft wesentlich stressiger aus und für Besinnlichkeit ist schnell keine Zeit mehr. Wie können wir Hochsensiblen uns eine stressfreie und entspannte Weihnachtszeit schaffen?

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Weihnachtslust statt Weihnachtsfrust

Eigentlich ist diese Jahreszeit hervorragend dafür geeignet, bei sich einzukehren und zur Ruhe zu kommen. Denn die Tage werden schnell dunkel, draußen ist es kalt und alles in der Natur zieht sich zurück, um auf den Frühling zu warten. Da ist es doch eine wunderbare Gelegenheit, sich mit einem warmen Getränk in eine weiche Decke zu kuscheln und dem Flackern der Kerzen zu lauschen. Einfach mal einkehren und das Jahr bewusst ausklingen lassen.

Doch leider erleben viele Menschen die Weihnachtszeit als die stressigste Phase des Jahres. Tausend Dinge müssen vor Jahresende noch erledigt werden. Viele Einkäufe und Termine stehen noch an und allein die Planung der Feiertage kostet so viel Zeit und Energie. So rasen die Dezembertage vorbei und plötzlich treffen wir ausgelaugt und genervt auf unsere Familie oder Freunde unterm Weihnachtsbaum. Da ist das Drama vorprogrammiert.

Besonders für hochsensible Menschen kann dieses weihnachtliche Hetzen und geballte Aufeinandertreffen eine einzige Qual sein. Die feinfühligen Sinne sind in Windeseile überreizt und das hochsensible Gehirn völlig überfordert. Innen drängt alles nach Rückzug. Doch gerade jetzt wollen alle beisammen sein und über alles reden.

Dabei gibt es viele Möglichkeiten für Hochsensible, bereits im Vorfeld diese Zeit ganz stressfrei zu planen. Damit aus dem hektischen Weihnachtsfrust eine besinnliche Weihnachtslust entstehen kann.

Gestalte dein Weihnachten stressfrei

Vielleicht denkst du jetzt: »Ja schön, das klingt leichter gesagt als getan.« Denn gerade an Weihnachten kommen so viele Dinge zusammen: Die Familie oder Freunde, die vielen Feiertage, die Geschenke und all die To Dos, die im Beruf oder privat noch erledigt werden müssen. Gerade wenn wir mit Menschen zusammenkommen, die wir vielleicht das Jahr über wenig oder gar nicht gesehen haben, schwingen immer sehr viele Dinge mit, wie alte Geschichten, Verhaltensmuster oder unausgesprochene Regeln und Wünsche.

Für empathische und sensible Menschen bedeutet das tatsächlich einen enormen zusätzlichen Druck. Es ist fast unmöglich dem gerecht zu werden – und es ist wichtig, all diese Dinge nicht als Maßstab für dein Verhalten zu nehmen. Woran du dich halten kannst, sind deine eigenen hochsensiblen Bedürfnisse. Sie sind dein Kompass im weihnachtlichen Trubel. Wenn du dir diese bewusst machst, kannst du auch eine sinnvolle Abgrenzung lernen.

Dafür gibt es einige konkrete hilfreiche Schritte, die du zur Vorbereitung auf eine stressfreie Weihnachtszeit anwenden kannst. Sie helfen dir, bei dir selbst zu bleiben und nach deinen Bedürfnissen zu handeln. Mit diesen kleinen Schritten kannst du große Veränderungen bewirken.

1. Entschleunige die Zeit vor Weihnachten

Hierbei geht es darum, diesen mentalen Teufelskreis zu druchbrechen, dass wir vor Jahresende unbedingt noch alles erledigen müssen. Fast immer besteht dieser Druck nur aus anerzogenen Gewohnheiten. Frage dich einmal, was wirklich passieren würde, wenn einige Aufgaben am Neujahrstag noch nicht erfüllt sind. Welche Konsequenzen hätte es tatsächlich? Würde die Welt sich weiter drehen und würden du und deine Liebsten weiterhin wohlauf sein?

Wenn du die letzte Frage mit Ja beantworten kannst, dann ist es nicht so dringend, dass du dafür deine hochsensiblen Kraftgrenzen ständig überschreiten müsstest. Vielleicht ist es unangenehm gegenüber deinem Vorgesetzten, deinem Team oder auch deiner Familie deutlich zu machen, dass du an dieser kollektiven Vorweihnachtshektik nicht teilnehmen möchtest. Aber genau hier darfst du deine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und ernstnehmen.

Dein Ziel ist es, entspannt und ausgeruht in die Feiertage zu gehen. Das ist nicht möglich, wenn du dich vorher wochenlang gestresst und verausgabt hast. Hier darfst du dich so vorbereiten, wie es für dich stimmig ist. Vielleicht möchtest du einige Dinge zum Fest organisieren und erledigen. Es macht aber einen großen Unterschied, wenn du bewusst auswählst, was dabei wirklich wichtig für dich ist.

Ob in deinem Beruf oder im Privaten: Schau dir genau an, was jetzt unbedingt noch erledigt werden muss und was auch noch warten kann. Setze dabei das Preisschild für deine Zeit sehr hoch: Denn jetzt ist die Zeit für deine Entschleunigung und Einkehr.

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2. Vermeide Weihnachtsshopping

Eine der typischen dringend zu erledigenden Aufgaben in der Weihnachtszeit sind für viele die Geschenke für Familie und Freunde zu besorgen. Das läuft erfahrungsgemäß in dieser Zeit alles andere als stressfrei ab. Im letzten Quartal des Jahres brummt der Einzelhandel deutlich mehr als sonst. Gefühlt ist wirklich jeder unterwegs, um noch schnell was für die Liebsten zu ergattern.

Hier stellt sich natürlich generell die Frage, ob und wie viele Geschenke es denn sein müssen. Hochsensible tun sehr gut daran, sich genau zu überlegen, ob sie den weihnachtlichen Geschenkemarathon überhaupt mitmachen wollen. Denn die Überreizung bei Hochsensibilität ist hier schon vorprogrammiert. Vielleicht kannst du auch mit deiner Familie in Ruhe besprechen, dass ihr euch weniger oder auch gar nichts Materielles schenken möchtet, sondern lieber eure gemeinsame Zeit mit vielen schönen und besonderen Momenten als Geschenk betrachtet.

Wenn du doch etwas Materielles schenken möchtest, dann versuche unbedingt das Shopping direkt zur Weihnachtszeit zu vermeiden. In dem üblichen Gedränge kann es schnell zu unüberlegten Panikkäufen kommen. Als feinsinnige und tiefgründige Menschen haben wir sowieso den Anspruch etwas sinnvolles zu schenken, das etwas mit uns zu tun hat oder eine Geschichte in sich trägt.

Deshalb der Tipp: Sammle mögliche Geschenke für deine Liebsten lieber ganz stressfrei über das Jahr verteilt. Vielleicht findest du etwas Besonderes im Urlaub oder entdeckst etwas auf dem Flohmarkt, das du mit einem lieben Menschen verbindest. Sei einfach offen dafür, wenn dir irgendwo ganz unverhofft etwas zufliegt. Das sind meist die schönsten und passendsten Geschenke. Vertraue dabei ruhig auf deine hochsensible Intuition.

3. Entzerre die Besuche

Die Weihnachtszeit und der Jahresausklang sind für viele die große Besuchszeit. Das Fest gemeinsam zu zelebrieren ist dabei für die meisten eine wichtige Tradition. Dazu kommen oft viele weitere Fragen und Angebote, sich mal auf dem Weihnachtsmarkt oder zum Adventskaffee zu treffen, zwischen den Feiertagen etwas zu unternehmen oder Silvester zusammen zu feiern.

An sich ist es ein schöner Gedanke, in der dunklen und kalten Zeit zusammen zu rücken und sich füreinander viel Zeit zu nehmen. Doch die geballte Fülle der Treffen und Unternehmungen macht es für Hochsensible fast unmöglich Weihnachten stressfrei zu gestalten. Viele feinfühlige Menschen sind dann bereits lange vor den Feiertagen völlig überlastet und erschöpft.

Hier ist es sehr hilfreich, wenn du dich bewusst entscheidest, welche der Angebote oder gar Forderungen du wirklich annehmen möchtest. Nur weil es immer auf eine bestimmte Weise gemacht wurde, musst du das nicht weiter so mitmachen.

Auch wenn alle anderen sich daran halten möchten oder glauben das zu müssen – für dich darf es zuerst darum gehen, deine Weihnachtszeit stressfrei und entspannt zu genießen. Bei sorgfältig ausgewählten Besuchen hast du auch viel mehr Energie und Aufmerksamkeit für die Menschen um dich übrig.

Ganz praktisch kann das so aussehen: Du entzerrst die Besuche an den Feiertagen, indem du nicht gleichzeitig auf die ganze Familie triffst, sondern sie lieber in kleineren Kreisen besuchst. Du kannst es auch zeitlich entzerren, und manche Treffen um die Feiertage herum legen oder weiter in die Vorweihnachtszeit.

Oder du entscheidest dich gleich dafür, die Menge der Besuche auszudünnen und dich wirklich nur auf die für dich wichtigsten Menschen zu konzentrieren. Hierbei geht es auch darum zu lernen, nicht alle Erwartungen und Wünsche erfüllen zu müssen.

4. Plane deine Reisen stressfrei

Bei den weihnachtlichen Besuchen gibt es einen weiteren Aspekt, den du im Vorfeld auf deine hochsensiblen Bedürfnisse anpassen kannst: Wie du möglichst entspannt reisen kannst, wenn du zur Familie oder Freunden fährst. Denn es macht einen großen Unterschied, wie du mental und emotional an deinem Ziel ankommst.

Überlege dir in Ruhe ganz genau, wie du am liebsten unterwegs sein möchtest. Dabei kannst du gut auf deine bisherigen Erfahrungen zurückgr eifen. Welche Art zu reisen hat sich in der Vergangenheit für dich stressfrei angefühlt? Oder zumindest weniger aufreibend?

Hierfür hast du verschiedene Stellschrauben:

  • Welcher Tag ist dafür gut geeignet? Vielleicht lieber an einem Tag unter Woche, wenn nicht so viele Menschen unterwegs sind? Und besser nicht direkt an den Feiertagen, sondern etwas vorher?
  • Welche Tageszeit mag ich am liebsten? Reise ich gern ganz früh, um den Tag noch nutzen zu können? Oder lieber abends, damit ich entspannt ausschlafen kann und nach der Reise direkt die Nacht zum Ausruhen habe?
  • Wie möchte ich die Zeit kurz vor der Reise gestalten? Möchte ich in Ruhe alles einpacken können? Brauche ich einen Tag vorher ganz für mich allein, um Kraft zu tanken? Eventuell kann ich mir ein paar Tage mehr freinehmen, um möglichst stressfrei loszufahren?
  • Womit und wie möchte ich reisen? Mit der Bahn, dem Auto oder mit einem anderen Vehikel? Nehme ich lieber ganz viele meiner Wohlfühlklamotten und hochsensiblen Hilfsmittel mit oder verreise ich ganz minimalistisch?
  • Mit wem möchte ich reisen? Tut es mir unterwegs gut, wenn ich mit mehreren Familienmitgliedern oder Freunden eine Fahrgemeinschaft bilde oder nutze ich die Reise lieber für mich allein?

Probiere dich mit diesen Stellschrauben gern aus. Es ist okay, wenn du mit manchen Versuchen danebenliegst. Versuche dich dann in Akzeptanz gegenüber der stressigen Situation zu üben. Nur durch ausprobieren und Erfahrungen sammeln können wir immer konkreter herausfinden, was wir persönlich brauchen und auf welche Art wir stressfrei reisen können.

5. Nutze deine Rückzugsorte

Wenn du die bisherigen Schritte beherzigt hast, wirst du sicher bereits ziemlich entspannt und stressfrei deine Weihnachtszeit gestalten können. Natürlich kann es trotzdem vorkommen, dass du während der Feiertage spürst, dass du überreizt bist und deine Energie rapide schwindet.

Vielleicht gibt es da diesen einen Onkel, der dich immer wieder auf die Palme bringt. Oder ein Partner deiner Freunde hat eine extrem anstrengende Art sich mitzuteilen. Wir können selbst bei sorgfältig ausgewählten Besuchen nie ganz verhindern, dass in unserem Umfeld ein Energiefresser auftaucht.

Was wir aber immer in der Hand haben ist, wie wir selbst damit umgehen. Für Hochsensible ist es keine gute Idee die Situation ewig auszuhalten oder gar in eine Konfrontation zu gehen. Es kann durchaus hilfreich sein, einmal grundsätzlich deinen Standpunkt oder deine Bedürfnisse zu äußern. Aber in endlose Diskussionen verwickelt zu sein, führt nur zu schneller Erschöpfung unserer feinen Sinne.

Deshalb ist es sehr wirksam, wenn du immer einen Rückzugsort für dich parat hast, wo du runterkommen und dich ausruhen kannst. Egal, ob du woanders zu Besuch bist oder umgekehrt: Stelle vorher sicher, dass du einen Rückzugsraum nutzen kannst, wo du ungestört bist. Das ist nicht egoistisch oder unsozial, sondern deine hochsensible Möglichkeit für stressfreie Treffen mit deinen Liebsten.

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6. Behalte deine hochsensiblen Routinen bei

Wenn wir unterwegs sind, kann das dazu führen, dass wir unsere Routinen und Rituale nicht wie gewohnt einhalten können. Das kann hochsensible und empathische Menschen schnell aus der Bahn werfen, weil die Gewohnheiten, Stimmungen und Wünsche des Umfeldes plötzlich ziemlich mächtig auf uns einwirken.

Hier möchte jemand ein Gespräch führen, da möchte irgendwer gemeinsam was unternehmen und dort verlangt ein anderer große Aufmerksamkeit. Und das obwohl jetzt eigentlich deine Zeit ist, um in dein Tagebuch zu schreiben, Musik zu hören oder deinen Spaziergang allein zu machen.

Oftmals geben wir diese guten Gewohnheiten im Strudel der vielen Menschen und Eindrücke um uns auf. Doch gerade jetzt brauchst du diese nährenden Routinen am meisten. Als Halt und Stütze, um bei dir ankommen zu können, achtsam zu sein, zu regenerieren oder dir mal eine kleine Auszeit zu gönnen.

Versuche also deine hochsensiblen Rituale auch bei deinen Besuchen beizubehalten. Wenn dir das schwerfällt, vielleicht aus schlechtem Gewissen, dann bedenke: Du hast sie dir aus wichtigen Gründen aufgebaut, um deine feinfühligen Wesenszüge zu schützen und mit ihnen deine Träume und Wünsche leben zu können.

Lass dich davon nicht abbringen, nur weil jemand grad unbedingt alle Zeit mit dir verbringen möchte. Es ist ein Zeichen deiner Selbstwertschätzung, wenn du mal den gemeinsamen Spaziergang ablehnst, um für dich rauszugehen oder wenn du dich zurückziehst, um für eine Weile einfach mal aus dem Fenster zu schauen und die rieselnden Schneeflocken zu betrachten.

Auch hier kannst du durch deine Routinen sicherstellen, dass du deine Feiertage stressfrei verleben kannst und viel mehr Energie für die Momente mit deinen Liebsten übrig hast.

7. Plane die Zeit danach stressfrei

Die Zeit vor und nach herausfordernden Momenten birgt für Hochsensible wunderbare Möglichkeiten, sich zu stärken. Vielleicht sind wir im Moment öfter mal überfordert – aber wir können umsichtig planen, dass wir davor und danach gut für uns sorgen werden.

In Schritt eins haben wir uns deshalb angeschaut, wie wir vor der Weihnachtszeit entschleunigen können, um der altbekannten Hektik zu entgehen. Nun kannst du ebenfalls bereits im Vorfeld überlegen, wie du die Zeit nach den Feiertagen stressfrei für dich gestalten möchtest.

Gerade wenn du viele Besuche oder Treffen erlebt hast, tust du gut daran, die Zeit danach nur für dich freizuhalten. Plane ausreichend Leerlauf ein, um alle Eindrücke verarbeiten zu können und deine hochsensiblen Sinne regenerieren zu lassen.

Auch hier kannst du auf deine Erfahrungen und nährenden Rituale zurückgreifen:

  • Welche Umgebung brauche ich danach, um wirksam zu entspannen?
  • Welche nährenden Aktivitäten und guten Gewohnheiten unterstützen mich dabei?
  • Was lasse ich in dieser Zeit lieber weg oder minimiere es soweit wie möglich?

Vielleicht entscheidest du dich auch, dass dein Silvester diesmal ruhiger und gemächlicher ausfällt? Oder dass du lieber noch die erste Januarwoche freinimmst, um stressfrei ins neue Jahr starten zu können?

Deine persönliche Weihnachtszeit

Mit diesen Schritten hast du nun hilfreiche Möglichkeiten erkundet, um entspannt deine Weihnachtszeit anzugehen. Vielleicht beginnst du einfach mal bei einem Schritt und schaust, was sich dabei für dich verändert.

Erlaube dir ruhig verschiedene Wege dabei auszuprobieren. Manchmal entdecken wir über die missglückten Versuche erst richtig, was wir wirklich brauchen. Jede Erfahrung ist dabei wertvoll und zeigt uns ein Stück Wahrheit über uns selbst.

Vielleicht klopft dabei das schlechte Gewissen an, weil sich deine selbstsorgenden Schritte so egoistisch anfühlen. Oder Menschen in deinem Umfeld reagieren verständnislos darauf. Dann versuche zu bedenken, dass du wie jeder Mensch ein Recht darauf hast, deine persönliche Weihnachtszeit zu gestalten und herauszufinden, was ein stressfreies Weihnachten für dich bedeutet. Möglicherweise schlägst du deinen Liebsten vor, dies auch für sich selbst zu erkunden.

Ich wünsche dir eine entspannte und stressfreie Weihnachtszeit!

Frage: Wie gehst du an die Weihnachtszeit heran? Was ist dir dabei persönlich wichtig? Und welche Rituale nutzt du, um entspannt und stressfrei dein Weihnachten zu gestalten?